Die unsichtbaren
Fäden
Unserer Beziehungen:
Wie Glaubenssätze
unser Leben bestimmen
Glaubenssätze erkennen und hinterfragen
Der Schlüssel zu gesunden Beziehungen – mit uns selbst und unseren Pferden
Lass uns gemeinsam die komplexe Welt der Glaubenssätze, fest verankerte, oftmals unbewusste, Überzeugungen, verstehen.
Glaubenssätze beeinflussen nicht nur unsere Beziehungen zu anderen Menschen, familiär und beruflich, sondern auch die Verbindung zu unseren Pferdepartner. Sogar unsere Herangehensweise an das Training mit ihm und die Wahl der Trainingsmethoden und der Trainer wird aus unseren Überzeugungen gesteuert.
Handelt es sich um negativ verankerte Überzeugungen und Mangelempfinden besteht die Gefahr, dass wir die Bedürfnisse unserer Pferde übersehen – und sogar unsere eigenen wahren Bedürfnisse aus den Augen verlieren.
Ohne es zu bemerken, können wir uns in ungesunde Muster und Beziehungen verstricken. Es passiert oft, dass wir so tief drin stecken, dass wir die Zeichen unserer Pferde ignorieren, die uns darauf hinweisen könnten, dass wir uns in die falsche Richtung bewegen.
Daher ist es von entscheidender Bedeutung, diese tief verwurzelten Überzeugungen zu erkennen und zu hinterfragen, um eine gesündere und bewusstere Interaktion sowohl mit unseren Pferden als auch in unserem eigenen Leben zu fördern.
Was aber sind Glaubenssätze?
Es handelt sich um Denkmuster oder auch mentale Programme, die uns steuern.
Wissenschaftlich betrachtet sind Glaubenssätze eng mit dem Konzept der kognitiven Schemata verbunden. Kognitive Schemata sind mentale Strukturen, die unser Denken organisieren und uns helfen, Informationen zu verarbeiten, zu interpretieren und zu speichern.
Glaubenssätze können als spezifische Formen dieser Schemata betrachtet werden, die sich auf unsere Überzeugungen und Annahmen über die Welt beziehen.
Studien haben gezeigt, dass Glaubenssätze einen erheblichen Einfluss auf das Verhalten, die Emotionen und die Leistungsfähigkeit einer Person haben. Menschen neigen dazu, sich auf Weise zu verhalten, die mit ihren
Glaubenssätzen konsistent sind, und interpretieren Ereignisse oft auf eine Weise, die ihre bestehenden Überzeugungen bestätigt.
Negative oder dysfunktionale Glaubenssätze tragen somit zur Entstehung und Aufrechterhaltung sich wiederholenden Problemen bei.
Insgesamt sind Glaubenssätze ein wichtiger Aspekt der menschlichen Psyche und spielen eine entscheidende Rolle bei der Selbstwahrnehmung, zwischenmenschlichen Beziehungen und der Bewältigung von Herausforderungen im Leben.
Es ist wichtig zu betonen, dass Glaubenssätze nicht unbedingt der Realität entsprechen müssen, sondern unsere subjektive Interpretation davon darstellen.
Deshalb ist es wichtig, ein besseres Verständnis ihrer Natur und ihres Einflusses zu erhalten, um persönliches Wachstum, Wohlbefinden und Erfolg zu fördern.
Wie werden sie also gebildet?
Glaubenssätze werden im Laufe unseres Lebens durch eine Vielzahl von Einflüssen gebildet.
Stark prägende persönliche Erfahrungen bestimmen unsere Glaubenssätze maßgeblich. Positive Erfahrungen können zu optimistischen Glaubenssätzen führen, während negative Erfahrungen pessimistische Überzeugungen verstärken.
Die Art und Weise, wie wir von unseren Eltern, Lehrern und anderen Autoritätspersonen erzogen werden, hat einen ebenso großen Einfluss darauf, welche Glaubenssätze wir entwickeln. Ihre Überzeugungen und Wertvorstellungen werden oft von uns übernommen.
Unsere kulturellen und gesellschaftlichen Einflüsse prägen ebenfalls unsere Glaubenssätze. Normen, Werte, Traditionen und gesellschaftliche Erwartungen können unsere Überzeugungen stark beeinflussen.
Medien wie Fernsehen, Filme, Bücher und soziale Medien spielen eine bedeutende Rolle bei der Formulierung unserer Glaubenssätze, da sie uns bestimmte Narrative, Ideale und Wertvorstellungen vermitteln können.
Unsere Glaubenssätze werden auch von unseren Freunden, Kollegen und anderen sozialen Kontakten beeinflusst. Wir neigen dazu, uns an die Überzeugungen und Verhaltensweisen unserer Kontakte anzupassen.
Glaubenssätze entstehen also aus einer Vielzahl von Quellen, die im Laufe der Zeit auf unsere Wahrnehmungen, Erfahrungen und Interaktionen einwirken. Sie sind dynamisch und können sich im Laufe des Lebens verändern, basierend auf neuen Erfahrungen und Erkenntnissen.
Dabei kommt die Frage auf, in wie weit wir dauerhaft angepasst leben und agieren. Handeln wir aus eigenen Überzeugungen oder aus dem Bedürfnis heraus, anerkannt und akzeptiert zu sein, oder aufgrund von tiefer Minderwertigkeit?
Wer hat hier Näheres erforscht?
Carol Dweck, eine prominente Psychologin an der Stanford University, ist vor allem für ihre Forschungen zu den Konzepten des „Fixed Mindset“ und des „Growth Mindset“ bekannt.
Menschen mit einem „Fixed Mindset“ glauben, durch die Formung Glaubenssätze, dass nur die eine Lebensrichtung, die sie eingeschlagen haben, möglich ist. Diese Sichtweise führt dazu, dass Individuen dazu neigen,
Herausforderungen zu meiden, aus Angst, zu scheitern und dadurch nicht akzeptiert sind, inkompetent wirken oder Mangelversorgung erfahren.
Dweck fand heraus, dass Menschen mit einem Fixed Mindset dazu neigen, Feedback zu ignorieren oder zu vermeiden, besonders wenn es kritisch ist, und dass sie oft weniger Ausdauer zeigen, wenn sie auf Schwierigkeiten stoßen.
Personen mit einem Growth Mindset sind davon überzeugt, dass ihre Fähigkeiten durch Anstrengung, gute Lehrmethoden und Ausdauer entwickelt werden können.
Sie sehen Herausforderungen als Gelegenheiten zum Lernen und Wachsen. Misserfolge werden nicht als peinliche oder entmutigende Ereignisse angesehen, sondern als Teil des Lernprozesses. Solche Individuen sind empfänglich für konstruktives Feedback und lassen sich durch den Erfolg anderer inspirieren, da sie darin die Möglichkeit sehen, von deren Erfahrungen und Techniken zu lernen.
Dwecks Forschung hat gezeigt, wie diese unterschiedlichen Glaubenssätze die Art und Weise beeinflussen können, wie Menschen auf Herausforderungen und Rückschläge reagieren.
Ihre Studien in verschiedenen Kontexten verdeutlichen, dass die Förderung eines Growth Mindset positive Auswirkungen auf die Lernbereitschaft, die Motivation und die allgemeine Leistung haben kann.
Glaubenssätze in Beziehungen
Ein besonders beeindruckender Aspekt ihrer Arbeit ist der Nachweis, dass es möglich ist, durch gezielte Interventionen das Mindset von Menschen zu verändern, was oft zu verbesserten Leistungen und erhöhter Resilienz führt.
Zusammengefasst zeigen Carol Dwecks Forschungen zu Glaubenssätzen, wie entscheidend diese für unsere Art zu leben, uns Herausforderungen zu stellen und zu wachsen sind.
Ihre Arbeiten unterstreichen die Notwendigkeit, positive und adaptive Glaubenssätze zu kultivieren, um Erfolge in allen Bereichen unseres Lebens zu maximieren.
Ein besonders schädlicher Glaubenssatz, der in vielen Beziehungen, auch in der zu unserem Pferd, auftaucht, ist „Ich bin nicht genug“.
Dieser kann dazu führen, dass wir uns ständig selbst in Frage stellen und nach
Bestätigung im Außen suchen.
Diese Unsicherheit kann zu Eifersucht und Kontrollverhalten führen, da wir verzweifelt nach Beweisen suchen, dass wir liebenswert sind und dass unser Partner, ob Mensch oder Pferd, uns wirklich schätzt.
Eine solche Dynamik kann eine Beziehung belasten und das Vertrauen untergraben.
Ein weiterer bedenklicher Glaubenssatz ist „Liebe bedeutet, sich aufzuopfern“. Dies kann dazu führen, dass wir unsere eigenen Bedürfnisse vernachlässigen und uns übermäßig für für unseren Partner einsetzen.
In einer gesunden Beziehung sollten jedoch beide Partner Raum haben, ihre eigenen Interessen zu verfolgen und ihre persönliche Entwicklung zu fördern.
Verbindung zu unseren Pferden
Ein Ungleichgewicht in dieser Hinsicht kann zu Verbitterung und Frustration führen, wenn einer der Partner sich nicht ausreichend gesehen oder unterstützt fühlt.
Aber wie hängt das mit unserer Verbindung zu Pferden zusammen?
Nun, auch im Pferdetraining sind Glaubenssätze von großer Bedeutung.
Mit „verankerten Glaubenssätzen“ Pferde zu trainieren bedeutet, dass die Trainingsmethoden und -techniken auf festen Überzeugungen oder Annahmen basieren, die tief im Denken und Handeln des Pferdebesitzers, der Trainingsmethode und des Trainers verwurzelt sind.
Diese Glaubenssätze können positive oder negative Auswirkungen auf das Training haben, je nachdem, wie sie das Verhalten des Trainers und die Interaktion mit dem Pferd beeinflussen.
Oder aber fühlt sich der Pferdebesitzer zu einer Trainingsmethode hingezogen, die seinen tiefsitzenden Glaubensmustern folgt. Oder sucht er in einem Trainer etwas, was seine mentalen Programme nährt.
Negativ verankerte Glaubenssätze können dabei sein:
- “Dein Pferd ist stur und unfähig, zu lernen.“
- „Du brauchst mehr Dominanz, um dich durchzusetzen.”
- “Nur Druck kann dein Pferd kontrollieren.“
- „Fehler im Training sind Zeichen von Ungehorsam und müssen bestraft werden.“
- “Du musst dich mehr anstrengen. das reicht nicht.”
- “Du behinderst das Pferd.”
Was ich erlebe.
Auch DAS sind negativ verankerte Glaubenssätze:
- “Dein Pferd darf niemals Druck von dir erhalten.“
- „Du musst dein Pferd immer und überall positiv verstärken.”
- “Übst du Druck auf dein Pferd aus, bedeutet es, dass es negativ verstärkt wird.“
- „Gebe deinem Pferd immer und überall Raum, das braucht es von Natur aus.”
Was denkst du, wird in diesem Training das Pferd als Individuum wirklich gesehen, gehört, gefühlt und verstanden?
Und was denkst du, haben diese negtiven Glaubenssätze für Folgen für das Pferd?
Es wird nicht gesehen oder verstanden, es ist ein Spielball der gesteuerten Emotionen des Menschen
In meiner beruflichen Tätigkeit erlebe ich bedauerlicherweise häufig, dass weder Pferdebesitzer noch Trainer das Pferd als individuelles Wesen betrachten, sondern eher ihren eigenen tief verwurzelten Überzeugungen folgen.
Ein Beispiel ist der Glaubenssatz „Nur die Besten gehören hierhin“, der in reiterlichen Institutionen weit verbreitet ist. Diese Institutionen und ihre Trainer wenden Trainingsmethoden an und stellen sich oft so dar, als würden nur die Besten zu ihnen gehören.
Diese Haltung führt dazu, dass Mitglieder dieser Institutionen glauben, einen besonderen Status zu besitzen und anderen überlegen zu sein.
Als Folge entsteht ein übersteigertes Konkurrenzdenken und ein Minderwertigkeitsgefühl bei denen, die nicht als „die Besten“ angesehen werden.
Ein weiterer Glaubenssatz ist: “Unsere Institution ist unfehlbar.“ Diese Überzeugung führt dazu, dass Kritik oder Selbstreflexion vermieden wird, da sie als Bedrohung für das Image der Institution angesehen ist.
So werden Probleme oder Schwächen innerhalb der Institution ignoriert oder vertuscht. Die Meinung anderer ist unwichtig. Wenn die Führungskraft der Institution selbstverherrlichend ist, führt dies zu dem Glauben, dass externe Perspektiven oder Rückmeldungen nicht wichtig sind. Die Folge ist ein Mangel an Offenheit für Veränderung oder Verbesserung.
„Erfolg ist gleichbedeutend mit Anerkennung und Lob.“ Wenn sich Leiter, Trainer und Mitglieder der Institution sich selbst ständig loben und nach Bestätigung suchen, glauben Mitglieder, dass ihr Wert innerhalb der Institution von äußerer Anerkennung abhängt. Das Ergebnis ist ein Klima von Rivalität und Selbstverherrlichung.
„Andere Institutionen sind minderwertig.“ In einem Umfeld, das elitäres Verhalten fördert, neigen Mitglieder dazu, andere Institutionen oder Personen abzuwerten, die nicht demselben Standard entsprechen. Dies bringt ein verschlossenes Denken und einen Mangel an Kooperation oder Zusammenarbeit mit anderen mit sich.
Diese Kultur in einer reiterlichen Institution beachtet nicht mehr das Pferd, sondern es folgt seiner Arroganz, Selbstgerechtigkeit und mangelnden Empathie. Sie behindert auch das individuelle und kollektive Wachstum, indem sie Veränderung und Innovation unterdrückt.
Es ist wichtig, sich dieser Denkmuster bewusst zu sein und alternative Perspektiven zu fördern, die auf Offenheit, Empathie und kontinuierlicher Verbesserung basieren.
In einer Institution, die darauf bedacht ist, dem Pferd niemals Schaden zuzufügen, keine Grenzen zu setzen und ausschließlich positive Verstärkung zu verwenden, sehe ich kritisch betrachtet auch viel potenzielle Problematik hinter:
Das Pferd ist heilig und sollte nicht korrigiert werden. Dieser Glaubenssatz führt aus meiner Erfahrung dazu, dass jegliche Form von Grenzen oder Disziplin als schädlich oder respektlos gegenüber dem Pferd betrachtet wird. Es herrscht eine Vorstellung von der absoluten Unfehlbarkeit des Pferdes vor.
„Positive Verstärkung ist die einzige akzeptable Methode.“ Aus dieser Überzeugung resultiert, dass jegliche Form von negativen Konsequenzen, selbst wenn sie minimal oder ausbalanciert wären, als unethisch oder inakzeptabel angesehen werden.
Ich erlebe Pferde, die hierunter deutlichen Stress anzeigen, da ein Mangel an klaren Grenzen, Konsequenzen, aber vor allem Führung vorliegt, was für die Natur eines Beutetiers unerlässlich ist.
„Das Pferd weiß am besten, was für es richtig ist.“ Auch hier wir jegliche Form von Führung oder Anleitung seitens des Menschen als Einschränkung der Autonomie des Pferdes betrachtet.
Ich beziehe meine Pferde auch in Entscheidungen über ihr Training in unserem Zusammensein mit ein, aber ich achte darauf, dass sie Führung für Entspannung, Führung für Sicherheit, Führung für das Verhalten am Menschen, Führung in ihrer Körperhaltung, damit sie gesund sind, und Führung in der Welt, die nicht ihre ist, erhalten.
Loslassen schädlicher Überzeugungen
Jedes Verhalten des Pferdes ist ein Ausdruck seiner Bedürfnisse.“ Diese Überzeugung führt dazu, dass jedes unerwünschte Verhalten des Pferdes als Reaktion auf unerfüllte Bedürfnisse interpretiert wird, anstatt als Ausdruck von fehlender Führung, Input oder Resistenz gegen das emotionale Verhalten des Besitzers.
Es gibt Tendenzen, die Verantwortung für das Verhalten des Pferdes ausschließlich auf externe Faktoren zu schieben, anstatt auf die Ausbildung und Führung des Menschen zu achten.
Diese Überzeugungen können dazu beitragen, ein Umfeld der fehlenden Verantwortlichkeit, Unsicherheit und Orientierungslosigkeit in der Ausbildung und im Umgang von Pferden zu schaffen. Während das Wohlbefinden der Pferde zweifellos höchste Priorität haben sollte, ist es entscheidend, einen ausgewogenen Ansatz zu
finden. Dieser sollte klare Kommunikation, angemessene Führung und die Förderung
einer gesunden Mensch-Pferd-Beziehung unterstützen.
Wie du erkennen kannst, ist das Loslassen schädlicher Überzeugungen ein entscheidender Schritt. Hinterfrage alte, schädliche Glaubenssätze, die du mit in die Beziehung zu deinem Pferd bringst und überprüfe, wo sie dich hinleiten.
Welches Training, welcher Trainer, welche Methoden, welche Institutionen fühlen sich für dich augenscheinlich richtig an, sind aber ggf. nur Nährstoff für deinen inneren Glauben?
Durch die Annahme gesünderer Überzeugungen kannst du eine tiefere Verbindung zu deinem Pferde- oder Menschenpartner erlangen und eine Art von Beziehung gestalten, wie du sie dir wünscht.
Ich begleite dich gern auf dieser Reise, um Die unsichtbaren
Fäden
deiner Überzeugungen zu erkunden und zu lernen, wie du sie positiv beeinflussen kannst.
Ich freue mich über Rückmeldung hierzu und melde Dich bei mir, wenn Du Unterstützung brauchst.